So, bevor ich die Diskussion bei der Abwesenheit zu sehr ausbreite, weiche ich doch lieber aus. Ich habe ein paar Ideen zum Thema, wie versprochen wenig emotional. Schließlich interessieren uns alle eher andere Dinge:
1. Nehmen wir mal den schlimmsten Fall an: Einen Supergau. Japan wird großflächig verstrahlt und langfristig unbewohnbar. In Ordnung, eine Tragödie. Aber die Menschen müssen irgendwohin fliehen. Lasst uns ihnen Folgendes anbieten: Sie kommen allesammt nach Deutschland und nehmen ihren Staat gleich mit. Unbefristeter Aufenthalt, kein Entgeld. Der Nutzen wird enorm sein: Wir retten Konsumenten für den Weltmarkt. Wir haben Strukturen, die den japanischen von der Modernität zum Teil entgegen kommen. Sie können als eigener Staat ihre Kultur und Sprache behalten und wir werden dennoch profitieren. Solch ein nie zuvor dagewesenes Exil wird uns beflügeln. Unseren Nationalismus, unsere eigene Erfindungskraft. Wir werden gemeinsam Großartiges schaffen und beweisen, dass die Menschheit sich immer noch wieder neuerfinden kann. Berlin wird so grün bleiben wie es ist, wir machen die Japaner mit unserem föderalem System vertraut. Tokyo kann überall neu entstehen. Nippon in Deutschland wird Realität und Idee sein. Der EU kann nichts Besseres passieren. Wir finanzieren unsere Bauern, damit Felder brach liegen, wir vernichten Lebensmittel. Nun gewinnen wir hochproduktive, gebildete und finanziell größtenteils gut aufgestellten Konsumenten. Das heizt den Binnenmark besser an, das war ja schon immer Europas Zugpferd. Die Japaner werden uns Deutsche, uns Europäer beflügeln und wir werden gemeinsam dafür arbeiten, dass sie irgendwann wieder heim kommen. Doch am Ende wird der Nutzen die Kosten weit übertreffen und wir können gleichzeitig der Welt zeigen, dass Zusammenarbeit uns noch weiter bringen kann.
2. Nehmen wir die Reaktorunfälle nicht als Endzeitgeläut war, sondern als neuen Aufbruch. Jahrzehntelang wurde nur halbherzig an Alternativen geforscht. Die Atommeiler garantieren Unabhängigkeit von den meist korrupten und freiheitsfeindlichen Förderländern. Sich von denen nun aus Panikgründen versklaven zu lassen, kann die Lösung nicht sein. Damit ergeben wir uns praktisch in den Abstieg des Westens, der hier und dort prophezeiht wird. Die Welt wird nicht schlechter, aber man kann sie sich schlecht reden. Das Gebot der Stunde heißt: Jetzt erst recht. Der menschliche Fortschritt ist bei all seinen Risiken nichts Verdammenswertes. Wenn er das wäre, würden wir immer noch in Höhlen kriechen und uns vor Blitzen fürchten. Wir können jetzt nicht Panik schieben und die Atomkraft ohne wirkliche Alternativen aus dem Fenster werfen. Wenn wir das nämlich tun, sind wir Geiseln undemokratischer, freinheitsfeindlicher Despoten.
Man kann vieler Opfer gedenken, aber es schmälert nicht deren Ansehen, wenn man das Beste daraus macht. Und für das Beste ist ein bloßes Ablehnen nicht genug. Widersprecht mir, Hauptsache tut irgendwas. Aber versinkt nicht in Schweigen oder staunt wegen eines Momentes. Seht es als Herausforderung, neue Wege zu bestreiten. Machen wir das Beste daraus.
Ich hoffe, ich erscheine jetzt nicht als gemeingefährlicher Irrer, aber dann habe ich eben Pech.