Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 1.283 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gisbert Gaiert.

  • Nachdem hier in letzter Zeit ja eher Simon-Simoff-Geflechte Thema waren, dacht ich mir, es wäre einmal wieder Zeit etwas rein Simoff zu debattieren.


    Und was wäre dabei besser geeignet als diese komische Wahl vom Wochenende, nach der plötzlich allerhand Pseudoexperten (vornehmlich natürlich aus dem nahen oder fernen Ausland) behaupten, das schöne Bayernland sänke nun endgültig auf das Niveau der restlichen Bundesrepublik herab. Und das nur, weil dieses an Politideppen reiche Land, zwei-drei von ihnen entsorgt hat.


    Ich frage mich daher, wie der Rest dieser komischen Bundesrepublik auf solche Dinge kommt?

  • Na ja, im Moment tut die CSU jedenfalls alles, um ihr Image noch weiter zu beschädigen.


    Wenn wir uns allein die Ergebnisse des heutigen Chaos-Tages vergegenwärtigen: Nach Becksteins Rückzug hätte es eigentlich gar keine Diskussion darüber geben dürfen, dass Seehofer künftig sowohl Parteivorsitz als auch Ministerpräsidentenamt in einer Hand vereinigt - ganz einfach, weil er die letzte vorzeigbare, charismatische, nicht-hinterwäldlerische Führungsfigur in den Reihen der Christsozialen ist. Wenn die CSU Chancen auf eine schnelle Erholung hat, dann nur mit Seehofer - aber was kommt stattdessen? Als künftiger Ministerpräsident stehen nun zur Auswahl: Joachim "Büroklammer" Herrmann, Thomas "Oberlehrer" Goppel und Georg "Rauchverbot" Schmid.


    Der Regionalproporz und persönliche Animositäten waren mal wieder wichtiger als die langfristigen Perspektiven der Partei. Wenn die Schwarzen selbst in ihrer bislang größten Krise ihren Horinzont nicht erweitern können, werden's beim nächsten Mal eben 40%-X werden. Die Freien Wähler, die FDP und die Grünen wird's freuen.

    EDMUND S. MALROY [D]
    LAWYER IN RETIREMENT
    FORMER PRESIDENT OF THE UNITED STATES

  • ???
    Na weil die Bayern mehrheitlich einfach sowas von bescheuert sind ... Wer wäre so blöd und nach einem Griff an die Arschtasche und die sich darin befindliche Brieftasche das Kreuz nicht bei der CSU zu machen?
    Ich nenne das mal die Krankheit, die den Rest Deutschlands auch befallen hat: Wohlstandverwöhntheit.


    Seit ich nicht mehr in Bayern stationiert bin, interessiert es mich ehrlich gesagt auch nicht mehr, was in Bayern vor sich geht. Ich weiß also nicht, was Becki und Hubi so gemacht haben. Eigentlich hätten sie auch nicht viel machen müssen: Einfach nur das Erbe Stoibers verwalten, hätte gereicht ...
    Vielleicht hat es Stoiber auch einfach nur verpasst, einen geeigneten Nachfolger ranzuziehen ...
    Vielleicht stirbt die alte Generation Bayerns aber doch einfach aus. Oder es kommt das München-Prinzip hinzu, welches besagt, dass die Münchner in der eigenen Stadt die Minderheit sind ...

  • Zitat

    Original von Alexander Xanathos
    ???
    Na weil die Bayern mehrheitlich einfach sowas von bescheuert sind ... Wer wäre so blöd und nach einem Griff an die Arschtasche und die sich darin befindliche Brieftasche das Kreuz nicht bei der CSU zu machen?


    Man merkt, dass du bestenfalls ein "Zugreister" bist und die bayerische Mentalität nicht verstehst. ;)


    Bei dieser Wahl ging es nicht um existenziell-finanzielle Aspekte. Mit ihrem relativen Wohlstand und ihrer wirtschaftlichen Lage sind die Bayern sehr zufrieden und wünschen auf diesem Politikfeld auch keine großen Veränderungen - weshalb sie ja auch "bürgerliche" Alternativen wie die FDP und die Freien Wähler gestärkt und nicht die Sozis gewählt haben.


    Es ging stattdessen mehr oder weniger um politische Stilfragen: Nachdem Stoiber 2003 die Zweidrittelmehrheit geholt hatte, hat er den Freistaat mit einer kühl-technokratischen Radikal-Reformpolitik (Schule, Verwaltung, etc.) überrollt und dabei vergessen, dass es stets zum Erfolgsrezept der CSU gehört hatte, die Bürger mitzunehmen, "dem Volk auf's Maul zu schauen", um es mit FJS zu sagen. Das hat bis weit hinein in CSU-Stammwähler-Millieus tiefen Unmut ausgelöst.


    Becksteins und Hubers Fehler war gerade nicht, dass sie Stoibers Kurs nicht fortgesetzt hätten - genau das haben sie nämlich getan -, im Gegenteil, sie haben sich nicht stark genug von ihrem früheren Mentor abgesetzt, sind stets Repräsentanten des "Systems Stoiber" geblieben. Und dafür gab's am Sonntag vom bayerischen Wähler - der nicht alles mit sich machen lässt - die Quittung.

    EDMUND S. MALROY [D]
    LAWYER IN RETIREMENT
    FORMER PRESIDENT OF THE UNITED STATES

  • Ich habe mich NIE hauptwohnsitzlich in Bayern gemeldet, ich hab da schließlich meinen preußischen Stolz ;)


    Aber welcher unserer Politiker schaut dem Volk schon noch "aufs Maul" oder "nimmt es mit"?
    Ich bin deshalb ein sehr großer Kritiker unseres deutschen politischen Systems, weil ich es eben nicht mehr für eine Demokratie halte. Unsere Politik ist bürokratisch, unpersönlich, parteiengebunden. Da kommt wird jede Energie oder Leidenschaft für die Sache, die man tut, konsequent unterdrückt.
    Andererseits geht man aber auch nicht den Schritt und lässt eine politische Elitenbildung zu, so mit Führungsakademie wie in Frankreich, wo jeder Premier und Präsident der jüngeren Zeit einst durchgegangen ist.


    Wie will man aber auch einen Bürger mitnehmen, wenn der sich als "unpolitisch" outet und der Politikverdrossenheit anheimfällt?
    Meine erste Reform wäre die Abschaffung von Art. 21 GG und die Abschaffung der Zweitstimme. Ich weiß selber, dass die Hauptarbeit der Abgeordneten in den Ausschüssen erfolgt und das das Plenum eben vor allem für politische Schaukämpfe genutzt wird.
    Aber die USA haben 434 Abgeordnete in der ersten Kammer, und haben fast viermal so viele Einwohner wie wir.

  • Ähm, was ist hier die Frage? Warum diesmal "nur" knapp 44% der bayerischen Wähler die CSU gewählt haben, oder warum wir seit Sonntagabend auf allen Kanälen nur noch mit Gesülze vom "Desaster", der "Wahlniederlage" pp. genervt werden?


    Erstere vermag ich nicht zu beantworten. Die Ostsee ist ca. fünfhundert Meter entfernt, Bayern hingegen - Welten ;)


    Letzere zu beantworten fällt mir hingegen gar nicht schwer. Ich muss MN'lern wohl nichts von den historischen Bundestagsdebatten erzählen, die es in unregelmäßigen Zeitabständen auf Phoenix zu sehen gibt. Ich unterstelle, ihr alle kennt die politischen Größen Deutschlands vergangener Tage in Aktion, kennt die Biografien, Charaktere, Positionen und Sprüche Adenauers, Schumachers, Brandts, Wehners, Strauß' und all der anderen, und kennt die Probleme, über die sie leidenschaftlich stritten.


    Und ihr kennt die Nullen und Niemande von heute, das laue Gewäsch der Becks, Kauders, Kuhns, Seehofers, Westerwelles, Lafontaines und wie sie alle heißen. Ihr erlebt täglich ihre Hilf- und Ratlosigkeit ob des Laufes der Welt. Politik ist öde, farblos, unspektakulär und langweilig geworden.


    Wen wundert es da, dass die Journaille sich ihre Sensationen künstlich macht?

  • Durch die Grünen ist genug politischer Müll in die Parlamente geschwemmt, da bin auch ich froh, dass sie es nicht geschafft haben.

  • Was interessiert mich als Kernpreussen, was die Bayern mal wieder fuer einen Mist verzapfen? ;)


    Aber im Ernst. An ein Ende der CSU - Aera glaubt wohl niemand ernsthaft - am wenigsten das bayerische Wahlvieh...aeh...volk. Das Sie jetzt mal eine relative Klatsche bekommen haben und mit der FDP koalieren muessen, kann diesem verfilzten und inzestioesen Haufen mal nicht schaden. :)


    Im Uebrigen kann ich Beringer nur zustimmen, dass wahre Politiker heute fehlen und stattdessen Teddybaeren wie Beck oder Schleimer wie Steinmeier auf das Volk losgelassen werden. Wenn Merkel doch nur mal ihre eigenen Positionen vertreten wuerde und nicht so ein sozialliberales Gewaesch von sich geben wuerde, saehe die Welt schon wieder ein wenig besser aus. ;)

  • Naja, eine Vernunftehe zwischen Union und SPD kann sowieso nie gut gehen. Bei beiden Parteien sind die Ansprüche auf die Führung zu groß. Würden beide diese aber auch aufgeben, wer sollte sie dann noch in einer folgenden Wahl mit einem Regierungsauftrag ausstatten.
    Ich war und bin ja nachwievor ein Fan des Gesetzgebungsnotstandes: Merkel hätte sich zur Bundeskanzlerin wählen lassen, hätte die Koalition aufgekündigt, hätte sich der Vertrauensfrage gestellt, verloren, mit Bundesrat und Bundespräsident den Gesetzgebungsnotstand verkündet und mit dem Bundesrat regiert. Nach 6/7/8 Monaten dann über erneute Vertrauensfrage mit Kanzlerbonus in die Neuwahlen ... :D

  • Zitat

    Original von Alexander Xanathos
    Naja, eine Vernunftehe zwischen Union und SPD kann sowieso nie gut gehen. Bei beiden Parteien sind die Ansprüche auf die Führung zu groß.


    Im Kopf, aber nicht auf dem Papier... :D

    Robert 'Bob' O'Neill (R-)
    Former 19th and 39th President of the United States

    Former Speaker of the House of Representatives

    Former Governor and Senator of Savannah

    Former Governor of Laurentiana

    Former Director of the Federal Reserve Bank

  • Ich als Nordeutscher bin eh dafür Bayern zu verkaufen. Und als Sozialist finde ich es schade, dass die Linke nicht ins Parlament eingezogen ist. Das hätte ich echt lustig gefunden.


    Im Ernst: Es interessiert sich hier kurz vor den Niederlanden nicht wirklich jemand für Bayern. Wir wissen hier ja nichtmal was da los ist.
    Seit Stoiber weg ist wird Bayern gar nicht mehr wahrgenommen. Und der war trotz Sprachfehler immernoch wesentlich sympatischer als dieser Beckstein.


    Und Bayern ist nicht toll ... viel zu uneben.

    Einig Vaterland!
    Ex-Foreign superintendent from the Ircanian Empire.


    Mahnstufe 5.
    Da wird nicht mehr geschlagen sondern sofort geschossen.

  • Hehe. Da kann ich eigentlich nur kräftig mit dem Kopf nicken... ;)

    Robert 'Bob' O'Neill (R-)
    Former 19th and 39th President of the United States

    Former Speaker of the House of Representatives

    Former Governor and Senator of Savannah

    Former Governor of Laurentiana

    Former Director of the Federal Reserve Bank

  • Aus eigener Kraft haben sie die (vor allem finanzielle) Position, die sie heute haben, jedenfalls nicht erreicht. Das ist das, was mich vor allem stört, dass die Bayern vergessen, dass sie die Ami-Besatzungszone waren.

  • Bayern hat die ersten Jahre doch auch kräftig vom Länderfinanzausgleich profitiert, das vergisst man da auch sehr gerne. ;)

    Robert 'Bob' O'Neill (R-)
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  • Die Lage in Bayern zeigt vor allem, dass uns ein wichtiges demokratisches Instrument abgeht, und zwar das der Vorwahl.


    Gerade in einem Land, das dauerhaft von der selben Partei regiert wird, haben die Wähler im aktuellen System praktisch überhaupt keinen Einfluss auf die Auswahl des Regierungschefs. Schon die Ersetzung Stoibers durch Beckstein war einer Hinterzimmer-Intrige zu verdanken. Ähnliches spielt sich jetzt erneut ab: Ein paar mächtige Bezirksvertreter der Partei, im Hintergrund immer der rachedurstige Stoiber, beschließen, dass Beckstein wieder gehen und stattdessen Seehofer kommen muss. Und das, obwohl das Volk gerade erst (wenn auch mit geringerer Zustimmung als üblich, aber trotzdem deutlich) Beckstein das Vertrauen ausgesprochen hatte. Wo ist hier die demokratische Legitimation? Man fragt nicht einmal die Landtagsfraktion, sondern macht das Ganze lieber "intern" in irgendwelchen regionalen Parteigliederungen aus.


    Da kann nur ein klares präsidiales System mit Vorwahlen Abhilfe schaffen, oder im derzeitigen System zumindest eine bindende Mitgliederbefragung über den Spitzenkandidaten. Mehr direkte Wählerbeteiligung und ein Ende dieser ständigen Intrigenspiele, das würde sicher auch das Ansehen der politischen Klasse wieder vergrößern.

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