"Heiliger Sankt Florian / Verschon' mein Haus / Zünd' andre an!"
In Österreich fand heute eine rechtlich nicht bindende Volksbefragung dazu statt, ob die Wehrpflicht abgeschafft und durch ein Berufsheer sowie einen einjährigen freiwilligen Sozialdienst, der Männern wie Frauen offenstünde, ersetzt werden soll.
Ersten Hochrechnungen zu Folge haben rund 60% der Abstimmenden für die Beibehaltung der Wehrpflicht gestimmt, die Abstimmungsbeteiligung lag bei etwa 50%.
Das finde ich irgendwie interessant, d. h. interessant fände ich, mal zu erfahren, wie Abstimmungsbeteiligung und -ergebnis bei männlichen Österreichern ausgesehen haben, die noch keinen Wehr- oder Zivildienst geleistet haben. (Das aktives Wahlrecht erhält man in Österreich übrigens schon mit 16 Jahren.)
Denn rechnen wir mal so: Eine nur für Männer geltende Wehrpflicht beschwert etwas mehr als die halbe Bevölkerung - Frauen - schon mal nicht. Hinzu kommen all jene Männer, die aus verschiedenen Gründen - gesundheitlich, familiär, beruflich etc. - keinen Wehr- oder Zivildienst leisten müssen bzw. nie leisten mussten. Männer, die sich sowieso freiwillig zum Wehrdienst melden, um Soldat auf Zeit oder Berufssoldat zu werden, werden durch die Wehrpflicht auch nicht in ihrem Leben beeinträchtigt.
Lassen wir die Frage, ob die Wehrpflicht für einen Staat und eine Gesellschaft vorteilhaft ist, mal außen vor und unterstellen einfach, es sei so: Die Vorteile haben dann 100% der Bevölkerung.
Aber welcher Anteil der Bevölkerung hat die daraus entstehenden Lasten zu tragen? Auf jeden Fall deutlich weniger als die Hälfte, so dass er jederzeit bequem überstimmt werden kann.
Alle wollen Sicherheit vor außenpolitischen Bedrohungen, alle wollen eine demokratischer Kontrolle unterliegender Armee (und keinen "Staat im Staat"), alle wollen, dass die Kosten für soziale und gemeinnützige Dienstleistungen bezahlbar bleiben, alle finden es gut, wenn "jeder mal was für die Gemeinschaft tun muss" - und die Mehrheit hat die bequeme Möglichkeit, dafür zu stimmen, dass andere Leute das alles für sie machen sollen. Finden sie bestimmt gut.