Fussballweltmeisterschaft 2013 in Téngóku

Als ehemaliger Trainer muss ich Gonzales da aber auch etwas in Schutz nehmen. Gerade in wichtigen Spielen zählt es oftmals einfach nur zu gewinnen und dafür kein Risiko einzugehen. Heute ist Gonzales allerdings, aus meiner Sicht, ein großes Risiko eingegangen. So viel Druck aufzubauen und zu halten ist schwer und wenn es nicht gelingt läuft der Gegner Konter um Konter. Aber Gonzales und vor allem die Spieler haben gezeigt, dass sie dauerhaft ein großes Tempo laufen können. Mal sehen wie sie sich morgen schlagen, denn die Pausen zwischen den Spielen sind sehr kurz gehalten. Wenn genügend Fans mitkommen, wird es bestimmt leichter. Der zwölfte Mann in den Rängen ist schon wichtig. Vor allem im Hexenkessel gegen den Gastgeber.

Es gibt im Internet so eine Staatensimulation - die Leute, die dort mitmachen, nennen so was "Micronation" - namens "Bundesrepublik Deutschland." Die orientiert sich meines Wissens lose an u. a. Bergen, Fuchsen, Turanien, der Geschichte der DU u. a.

Und die haben auch eine Fußball-Liga, in der ein Verein namens "FC Bayern München" exorbitant erfolgreich ist. (Er hat seit Bestehen der dortigen Fußball-Liga, die derzeit glaube ich in ihrer etwa 50. Saison ist, ungefähr die Hälfte aller Meistertitel gewonnen.) Einer der für diesen Verin verantwortlichen Spieler nennt sich dort Karl-Heinz Rummenigge, und hat mal einen genialen Satz gesagt. "Fußball ist keine Mathematik!"

Recht hat der Mann! Irgendwelche Rechnungen, wie viele Tore man selbst und wie der Gegner schießen kann, sind Moppelkotze. Man muss einfach selbst so viele Tore wie möglich erzielen, dann kommt man meistens weiter.

Von den 16 Achtelfinalisten der gegenwärtigen WM haben neben den Vereinigten Staaten noch sieben weitere mindestens vier Tore kassiert - und davon sind vier weitergekommen. Demgegenüber sind nur drei Teams mit mindestens vier im Achtelfinale erzielten Toren nicht weitergekommen, und ebenso nur drei Teams mit weniger als vier erzielten Toren.

Auch wer den Fußball mathematisch betrachten will, kommt also nicht umhin, zuzugeben, dass es immer noch die beste Staregie ist, einfach möglichst viele Tore zu schießen.

Und wen mag ein neutrales Publik im Finale wohl lieber: Den, der im Halbfinale spektakulär 10:9 gewonnen hat, oder den, der irgendwie "künstlerisch wertvoll" 1:0 gesiegt hat?

"Win or die trying", das ist im Sport die einzige Strategie. Man kann als heldenhafter Verlierer immer noch Anerkennung erhalten, aber die verdient nur, wehr ehrlich um den Sieg gekämpft hat, anstatt feige zu taktieren.

Fünf Meisterschaften, ein (von einem ausgespielten) Vereinspokal, ein gewonnenes Freundschaftsturnier in Chinopien und vier internationale Titel, sowie zahlreiche Vizetitel sagen etwas anderes aus. Soweit die Meinung der Cardinals. Wenn man noch die Erfolge der Cardinals in den anderen Sportarten hinzunimmt, kommt man nicht umher sich zu fragen, warum das so ist. Einige Trainer haben genau dies getan und sind zu dem Schluss gekommen, dass es auch anders geht als immer nur mit dem Kopf voran zu preschen. Ich kenne ein paar dieser Trainer nur zu gut und habe sehr großen Respekt vor ihnen (zumal jene es meistens waren, die die Cardinals auf den zweiten Rang bei den internationalen Turnieren verwiesen haben). Vielleicht ist es nicht bloße Mathematik, aber sehr wohl hat es etwas mit Zahlen zu tun. Und es gewinnt nicht immer der, der viele Tore schießt, aber immer der, der mindestens eines mehr als der Gegner schießt. So setzt sich Fußball und auch fast jeder andere Ballsport zusammen, nicht anders.

Ich weiß natürlich nicht, wie es in dieser anderen Welt, Sie nannten sie Staatensimulation, aussieht. Vielleicht ist es dort ein anderes System oder vielleicht sogar eine wesentlich komplexere Materie. Wie dem auch sei, dieser FC Bayern München ist mir schon jetzt sehr Symbadisch (Achtung, Wortspiel). Soweit ich gehört habe, gibt es dort ja auch bald ein Finale in einem internationalen Turnier. Ich denke, das werde ich mir mal anschauen. Vielleicht kann man ja noch was lernen. Man lernt schließlich nie aus.

Nebenbei: Ich vermute, Sie werden beim morgigen Spiel im Stadion sein und unsere Mannschaft anfeuern, richtig?

...

Ich bin zwar ebenfalls über unser Ausscheiden unglücklich. Aber ich sehe das genauso wie Mr. Crane und würde es schade finden, wenn Mr. Gonzalez das Handtuch werfen würde. Man darf gegen einen solch motivierten Gastgeber wie Téngóku durchaus mit erhobenem Haupt ausscheiden, vor allem wenn man den erfolgreichen Weg dorthin in Betracht zieht. Wie auch immer die Entscheidung unseres Coaches ausfällt, als astorischer Sportfan bleibt mir nichts anderes übrig als ihm für das Geleistete zu danken.

Eine wirklich sehr bedauerliche Entscheidung. Statt zurückzutreten wäre es vielleicht ein interessanter Ansatz, stattdessen weiterhin gemeinsam mit einem Coach, den Mr. Gonzales als "Coach der neuen Schule ansieht" als Co-Trainer das Geleistete fortzusetzen und weiterhin die Nationalmannschaft in internationale Turniere zu führen. Ich sehe derzeit keinen anderen Trainer, dem ich die Führung der Nationalmannschaft wirklich zutrauen würde und der nicht an einen Verein gebunden ist.

Obgleich ich die meines Erachtens zu defensive Aufstellung unserer Mannschaft während des Turniers mitunter kritisiert habe, so bleibt dennoch festzuhalten:

Die Vereinigten Staaten gehörten nicht zum Kreis der Turnierfavoriten, zogen aber dennoch als Erstplatzierter der wohl am stärksten besetzten Vorrundengruppe in die K.o.-Phase ein und erreichten dort das Viertelfinale, dürfen sich also zu den acht besten Teams der Welt rechnen.

Das ist ein wirklich großer Erfolg!

Für den Rücktritt des Trainers aus rein sportlichen Gründen habe ich angesichts dieser Umstände offen gesagt kein Verständnis ...

Nun, die Mannschaft war ja lediglich die ersten beiden Spiele defensiv aufgestellt. Im letzten Spiel hat uns die von einigen Seiten so sehr geforderte offensive Aufstellung das Halbfinale gekostet. Gonzales versicherte mir allerdings, dass die offensive Haltung nichts mit der Kritik an seinen Taktiken zu tun hatte. Die Aufstellung "war nach Analyse des Gegners die einzig logische Schlussfolgerung", sagte er. Ich stimme ihm zu, allerdings haben wir da wohl ordentlich falsch gelegen.

Wie dem auch sei, Gonzales wird sich ja vielleicht die Tage noch mal dazu äußern. Derweil suchen wir einen Nachfolger. Einen Bewerber gibt es schon, weitere dürfen gerne folgen.