Ford v. Gardner

Danke, Miss Valentine.

Doctor, als Arzt sind Sie bestrebt, Leben zu retten bzw. seine Dauer zu verlängern. Sie kennen sich also mit dem Leben und seinen Merkmalen aus. Die Biologie, eine Grundlage für die Medizin, beschreibt fünf Merkmale eines Lebewesens: Stoffwechsel, Wachstum, Fortpflanzung, Reizbarkeit und Bewegung.

Interessant finde ich vor allem das Merkmal der Bewegung: Kann sich ein verstorbenes Lebewesen bewegen, sofern keine äußere Kraft auf es wirkt und keine Fäulnisgase oder ein elektrischer Strom eine Bewegung hervorrufen?

Mr. Libertas,

das halte ich für äußerst unwahrscheinlich.

Doctor,

und doch habe ich 10 Vorkommnisse in den letzten fünf Jahren gefunden.

1. What's going on in the State Assembly?
2. Morning Business Debate
3. Gubernatorial Election - November 2013
4. [Membership] Horatio Flanders
5. [Lynx News] By-Election scandal imminent?
6. [Electoral Office] House of Representatives By-Election September 2011
7. [Discussion] Wahl - Governor of Astoria State
8. [Anfrage] Libertarian Party
9. [Discussion] New Constitution of Astoria State
10. Victory Speech by the XXVI. President-elect

Wie ist ihre sachkundige Meinung zu diesen 10 Vorkommnissen?

Mr. Libertas,

worauf wollen Sie hinaus? Welche Vorkommnisse? Was soll bei diesen Gelegenheiten geschehen sein?

Da haben sich Verstorbene, ja sogar nur die Überreste bewegt. Ihre sachkundige Meinung dazu?

Mr. Libertas,

ich kann auf den von Ihnen vorgelegten Materialien keine Bewegung eines Verstorbenen erkennen. Diese wäre auch - ohne äußere Krafteinwirkung - auszuschließen.

Nun gut.

Doctor, wie "holt" man jemanden aus dem Koma?
Lässt man dafür einfach nur die Medikation weg und wartet?
Oder verabreicht man einen Wachmacher wie Koffein oder Adrenalin?

Mr. Libertas,

zunächst einmal nehme ich an, Sie meinen ein "künstliches Koma", bei dem es sich effektiv um eine besonders lange Vollnarkose handelt. Bei einem natürlichen Koma ließe sich diese Frage nämlich kaum verallgemeinernd beantworten.
Zur Beendung einer solch langen, tiefen Narkose wird die Menge der Narkosemedikamente nach und nach reduziert, ein plötzlicher Verzicht auf Medikation könnte zu massiven Komplikationen führen. Während des Aufweckens bedarf es dann allerdings massiver medizinischer Beobachtung, da die Reaktionen des Körpers vielfältig sein können. Weitere Medikamente werden nur bei Bedarf verabreicht.

Ich nehme an, die Medikation für das künstliche Koma, also die Dosis, hängt - wie jede andere auch - von Alter, Geschlecht, Gewicht, allgemeine Fitness und chronischen Erkrankungen ab. Paracelsus sagt: "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift sei."

Was passiert, wenn man einem Patienten eine zu hohe Dosis verabreicht? Kann es passieren, dass er geschädigt wird und niemals aufwacht?

Das sehen Sie - wie übrigens bei beinahe jedem Medikament - richtig. Eine Überdosierung stellt immer eine Gefahr für den Patienten dar. Im vorliegenden Fall aber gibt es keine Hinweise auf eine Fehldosierung.

Keine Hinweise auf eine Fehldosierung ...

Wenn ein Patient unter der Ägide des zuständigen Arztes eigentlich im Koma liegen sollte, der Patient aber aus diesem erwacht, dann müsste der zuständige Arzt gewiss viele Fragen beantworten, vom Chefarzt, von der Ärztekammer, von der Versicherung des Arztes und des Krankenhauses, vielleicht sogar vom Staatsanwalt. Seine ganze Karriere könnte auf den Prüfstand kommen, jeder Todesfall und jeder Kunstfehler würde durchleuchtet. Vielleicht gab es auch noch nie einen derartigen Zwischenfall, dann würde eine tadellose Reihe einwandfreier Behandlungen jäh enden. Einfacher wäre es da natürlich zu negieren, was bei einer korrekten Dosierung auch unmöglich wäre. Man verweist auf die Regel und erhebt sie zur einzigen Lösung - die Ausnahme wird für unmöglich erklärt.

Doctor,
Sie sind ausgebildeter Anästhesist und waren für Mr. Fords Anästhesie verantwortlich. Der Patient ist aus dem künstlichen Koma erwacht und hat das Krankenhaus verlassen. Sie sind gewiss ein guter Arzt, Sie sind mit Wissen, Erfahrung und voller Energie bei Ihrer Tätigkeit. Und Ihre Behandlungen sind in "der Regel" gewiss einwandfrei. Mehr muss mich hier auch gar nicht interessieren.

Your Honor,
ich habe keine weiteren Fragen an den Zeugen.

Your Honor,

die Verteidigung ruft Representative David Clark in den Zeugenstand.

Ich schwöre, dass ich die Wahrheit sagen werde, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, und dass ich dabei nichts verschweigen oder verändern werde. So wahr mir Gott helfe.

Congressman,

Sie sind Abgeordneter zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten. Am 22. September dieses Jahres wurden Sie in Ihrem Heimatstaat New Alcantara Opfer eines körperlichen Angriffs. In dessen Folge erlitten Sie laut Medienberichten eine zumindest teilweise Amnesie und mussten fünf Tage stationär in einem Spital behandelt werden. Für den Zeitraum Ihrer stationären Behandlung haben Sie sich über Ihr Büro beim Kongresspräsidum als vorübergehend an der Ausübung Ihres Mandates verhindert melden lassen.

Waren dieser körperliche Angriff und dessen Folgen - die Notwendigkeit einer mehrtägigen stationären Behandlung im Spital - in irgendeiner Form Sim-off mit dem Angreifer abgesprochen?

Falls nicht, warum haben Sie nicht einfach vom "mikronationalen Raum-Zeit-Gefüge" Gebrauch gemacht, um sich mit einer parziellen Amnesie stationär im Spital behandeln zu lassen und zeitgleich Ihr Kongressmandat weiterhin auszuüben?

Ehrenwertes Gericht,
Miss Valetin,
das ist richtig.
Ich hatte weder Kenntnis davon, dass der Angreifer einen Angriff auf mich plant, noch hätte ich diesen gutgeheißen oder toleriert. Ich habe meiner Einschätzung nach auch keinen Anlass zu solch einem Verhalten gegeben, der in irgendeiner Weise rechtmäßig wäre.
Von den "Besonderheiten des Raum-Zeit-Gefüges", wie sie es nennen, habe ich keinen Gebrauch gemacht, weil ich sie als für die Simulation nicht existent ansehe. Ich lege wert auf eine realistische Simulation und würde - wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten - auch die bereits vorgelegten "Beweisstücke" des Klägers anders interpretieren.
Im Sinne einer möglichst realistischen Simulation hielt ich es also für nicht machbar, mein Kongressmandat auszuüben, während ich mit schweren Verletzungen in ärztlicher Behandlung war - und ich bin der festen Überzeugung, dass das auch keine andere Person kann, ohne eine sogenannte und gemeinhin geächtete"Simschweinerei" zu begehen.
Mein Grundsatz ist, dass das Ergebnis einer Simulation für die Zukunft verbindlich sein muss, bis die Auswirkungen nach den allgemein anerkannten Prinzipien der Logik, der Physik und in diesem Fall auch der Medizin beendet sind.

Congressman,

der Kläger versucht zu beweisen, dass er während er in einem Spital in Astoria City im künstlichen Koma lag dennoch in der State Assembly von Assentia gewesen sein könne, indem er Zeugen aufgeboten hat, die ihn während besagten Zeitraums auch im Registration Office gesehen haben wollen. Sie selbst haben am 15. Juli 2012 dort die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten beantragt.

Welche Staatsbürgerschaft haben Sie mit Ihrer Geburt erworben?

Sofern die mit Ihrer Geburt von Ihnen erworbene Staatsbürgerschaft jene der Vereinigten Staaten war, haben Sie diese während irgendeiner Zeit Ihres Lebens jemals unter irgendwelchen Umständen aufgegeben oder verloren?

Miss Valentine,

Ich bin in den Vereinigten Staaten geboren, habe also die US-Staatsbürgerschaft durch Geburt erworben.
Da diese Staatsbürgerschaft nicht an Betätigungen oder Anwesenheit im Gebiet der USA geknüpft ist, ich sie niemals aufgegeben habe und sie mir auch nie entzogen wurde, gehe ich davon aus, dass ich diese Staatsbürgerschaft seit 44 Jahren besitze.