Sodom D.C.

Wir betrauern über 50 Brüder und Schwestern in Orlando.

Die Mörder sagen, wir hätten sie provoziert - durch unser gotteslästerliches Leben. Durch unsere Art zu lachen, zu leben und zu lieben. Durch unsere Art zu toben, zu tanzen und zu träumen.

Wir könnten nun aus Furcht vor dem Tod unsere Art zu leben ändern. Doch wird man nur frei, wenn man wird, wie man ist, und nicht, indem man wird, wie man sein will. Statt unsere Leben dadurch zu retten, würden wir sie verlieren. Die Furcht vor dem Tod würden wir in der Tat verlieren, denn was bereits tot ist, kann nicht mehr sterben.

Sind wir dadurch Täter oder sind wir Opfer? Wir sind Provokateure. Wir zeigen in ihrem grauen Dasein gefesselten Menschen, dass es auch anders geht, dass man den Trott des Alltags hinter sich lassen kann, dass man auch mal bunt und laut sein und frei- und durchdrehen kann. Nicht immer, aber ab und zu. Wir feiern öffentlich. Wir opfern uns im Verborgenen, nicht für Ruhm, für Geld oder Applaus, sondern nur für den anderen. Wir sind es oft auch einfach nur leid, immer und immer wieder zu machen und zu tun und doch nicht zu gewinnen. Frust schleicht sich ein. Wut gesellt sich dazu. Zorn erwächst daraus.

Rufe nach Vergeltung werden laut - Doch Wie sieht unser Plan aus? Wollen wir ins Zentrum des Bösen eindringen alle Anführer und Anhänger des Bösen vernichten? Damit endlich alles Leiden ein Ende findet und wir in Frieden leben können?

Das Böse wird nicht gewinnen. Das Böse existierte schon immer: die Inquisition, die Roten Khmer, die Nazis etc. Es war schon da, als der erste Höhlenmensch auf seinen Nachbarn einprügelte. Es gibt das Böse im Herzen und im Verstand jedes einzelnen Lebewesens. Sehen wir die Welt, wie sie nun einmal ist: Sie funktioniert nicht ohne das Böse, sondern nur mit ihm. Wenn nicht in jedem von uns das Böse stecken würde, dann wären wir keine Menschen, sondern sanftmütige Engel.

Ohne das Böse vor Augen wären wir blind für das Gute. Wir haben das Potential, großartig, liebevoll und heldenhaft zu sein - oder eben klein, hässlich und feige. Wir gestalten unsere Welt selbst. Wir ordnen unser eigenes Leben, indem wir uns selbst Regeln auferlegen. Genauso ordnen wir auch unser Gemeinwesen. Wer diese Regeln bricht, muss bestraft werden.

Es ist nicht falsch, nach Gerechtigkeit zu streben. Es ist nicht falsch, nach Frieden zu streben. Es ist nicht falsch, nach Freiheit zu streben. Keines dieser drei kann es ohne die beiden anderen geben.

Wir wurden ins Herz getroffen und unsere Herzen bluten.

Und wenn wir unsere Wunden versorgt und um unsere Toten getrauert haben, werden wir weiter nach Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit streben, um Glückseligkeit in diesem Leben zu erlangen, weil es das einzige Leben ist, das wir haben.