Von der lebendigen Sprache

Um die Diskussion jenseits des unpassenden Threads fortführen zu können:

Zitat von Chester W. Layfield

Muss dieses Rumgegendere überall sein? Zuhause hast du bestimmt auch SchraubenzieherInnen oder?

Zitat von Quinn Michael Wells

Ja, das muss überall sein - und nein, ein Schraubenzieher ist ein Schraubenzieher.
A pro pos Thema: https://www.youtube.com/watch?v=ec4BehYa7Kc

Zitat von Timothy Ford

Nein das muss nicht sein. Diese Genderscheiße nervt nämlich extremst. Und ich denke das geht jedem so

Zitat von Timothy Ford

Es soll also selbstverständlich sein wenn ich Arbeiter/innen sage? Arbeiter geht schneller und jeder weiß das Männleim und Weiblein gemeint ist

Zitat von Quinn Michael Wells

Nein, mir ist das rein aus deiner Aussage nicht klar. ArbeiterInnen ist übrigens kaum länger als Arbeiter, auf jeden Fall kürzer als Arbeiterinnen und Arbeiter und nochmal n Stück kürzer als "arbeitende Personen beiderlei Geschlechts". Und doch wissen alle, die das lesen oder hören, dass eben Angehörige beider biologischer Geschlechter gemeint sind. Übrigens ist das langsam echt weit Off Topic.

Ich wohne in keiner Wohnanstalt für geistig Behinderte. Wenn ich dir aber sage "Die Ärzte von der Praxis nebenan", weißt du dann, wie viele Frauen in dieser Praxis als Ärztinnen arbeiten?

Und wenn ich aber sage "Die ÄrztInnen", dann weiß jeder, dass sowohl Männer als auch Frauen gemeint sind.
Siehst du, worum es geht? Die eine Formulierung schließt Frauen per se aus, die andere aber schließt sowohl Männer als auch Frauen ein. Das ist eigentlich immer noch nicht ausreichend (Was ist mit Menschen, die sich weder als männlich noch als weiblich definieren?), aber es ist ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die patriarchalischen Strukturen längst vergangener Tage sind Geschichte, und mehr auch nicht.

Richtig. Aber wieso sollte man dann nur die Männer erwähnen? Und was hat die Tatsache, dass die Menschen "vor dem Gesetz" gleich sind, damit zu tun? Demnach dürfte man ja gar nichts mehr erwähnen, was einen Menschen von einem anderen unterscheiden könnte. Dann würde die Sprache aber völlig ins Ungenaue abrutschen, noch viel ungenauer als die maskuline Sprache der Gegenwart. Und hey, während es vor dem Gesetz noch wenigstens fraglich sein darf, werden spätestens bei der Bezahlung der Arbeit, der Berücksichtigung bei Führungspositionen oder eben bei der sprachlichen Verwendung deutliche Unterschiede bei der Behandlung der biologischen Geschlechter deutlich.

Siehst du. Mich schaut keiner schief an, wenn ich die geschlechterneutrale Form verwende. Vielleicht liegt das an den Kreisen, in denen wir verkehren, vielleicht auch einfach an der Region oder was weiß ich. Aber hey: Nennst du denn dann konsequent alle Angehörigen der Feuerwehr "Feuerwehrmänner" und alle Pflegekräfte "Krankenpfleger", unabhängig von ihrem Geschlecht?

Immerhin bist du konsequent in deinem überholten Sprachgebrauch, das muss man dir zugute halten. Viele sprechen dann nämlich doch von "Feuerwehrleuten" oder "Feuerwehrmännern und -frauen", weigern sich aber in anderen Fällen zu geschlechterneutraler Sprache zu greifen.

Und die zählen nicht, weil...? Generell sind doch alle bei euch zusammengefasst "Feuerwehrleute" oder "Feuerwehrkräfte", oder? Aber es sind eben nicht alle Feuerwehrmänner.

Na hey, ich kenn auch junge Norddeutsche, die eben geschlechtergerecht sprechen, und ich kenne auch alte Menschen, die eben das nicht tun. Generell glaube ich sogar, dass in deiner Altersgruppe (die sich beinahe mit meiner deckt) die gendergerechte Sprache deutlich verbreiteter ist als bei den älteren Menschen. Eben weil es eine relativ moderne Entwicklung ist, Frauen nicht mehr als Menschen zweiter Klasse zu betrachten.

Zitat von Timothy Ford

Und das mit den Menschen zweiter Klasse ist ein Bisschen über trieben

Wie ist das denn bei Berufen ohne großes Prestige? Spricht man denn meist von Sekretären oder Sekretärinnen? Spricht man denn oft von Putzfrauen oder von Putzmännern?
Aber ja, es ist eben noch nicht sonderlich verbreitet, gendergerecht zu sprechen oder zu schreiben. Das heißt aber nicht, dass man nicht schrittweise dorthin kommen sollte. Und ich werde ganz bestimmt nicht damit aufhören. Und wenn es dann einzelne nervt - umso besser, vielleicht macht das dann ja aufmerksam auf das Problem der maskulinen Sprache sowie der noch immer alltäglichen Benachteiligung von Nicht-"XY-Männern" in unserer Gesellschaft.

Zitat von Chester W. Layfield

Und ich insistiere darauf dass du das Wort SchraubenzieherInnen benutzt, der Schraubenzieher könnte nämlich diskriminierend für weibliche Schraubenzieherinnen sein!

Wow. Das Kindergartenniveau kennt man sonst nur von Tatjana Festerling.