Präsidentschaftskandidat Andrej Kapinsky in Lo Santui

  • Rede im Rahmen der „Annual convention» der „Association for Adult and Continuing Education“ in Lo Santui, Chan Sen


    My fellow citizens


    Der Zufall will es, dass mich mein Besuch in Chan-Sen ebenfalls nach Lo Santui führt, der Stadt, die vor kurzem von unserer Präsidentin, God bless her, besucht wurde. Aber ich kann Sie beruhigen, in wenigen Tagen ist der Spuk vorbei, und Sie laufen nicht mehr Gefahr, versehentlich in eine Politikeransprache zu geraten.


    Vereinzeltes Lachen


    Well, es gibt noch mehr Zufälle. Meine kleine Rede für heute war bereits geschrieben, als ich im Radio eine Zusammenfassung der Rede unserer Präsidentin hörte, die ja in Seaford, Freeland unterwegs ist. Und der Zufall will es, dass ich über ein ähnliches Thema sprechen möchte, wie sie es gewählt hat. Allerdings komme ich nicht ganz zu den gleichen Schlüssen wie sie. Anyone surprised?


    Vermehrtes Lachen, einige Klatscher


    Bevor ich abgereist bin, hat mir meine Frau gesagt: Andrej, fass Dich kurz. Die Menschen in Chan-Sen mögen kein langes Geplapper. Die wollen, dass man zum Punkt kommt. Und sie hat völlig Recht. Ich werde also versuchen, schnell zum Punkt zu kommen. Ich bin mir sicher, dass unsere Präsidentin das ebenfalls versucht hätte, wenn sie, nun ja, wenn sie überhaupt einen Punkt gehabt hätte.


    Lauteres Gelächter, Zwischenapplaus


    Allerdings befürchte ich, dass ich den Ratschlag meiner Frau nicht ganz einhalten kann, es gibt schlicht zu viel zu sagen. - Einer Ihrer Mitbürger ist ja der amtierende Secretary of defense. Da passt es doch, wenn ich einige Worte zu meinen Vorstellungen rund um Sicherheits- und Aussenpolitik verliere. Ich weiss, dass diese Themen das Volk von Astor beschäftigen. Unsere Welt ist vielleicht nicht unsicherer geworden, aber wenn irgendwo ein Krisenherd ausbricht, dann erfahren wir es heute schneller. Deshalb fühlen wir uns heute weniger sicher, wir rufen nach verstärkten Massnahmen, wir wollen einen besseren Schutz – vor wem oder was auch immer. Deshalb freut es mich, dass ich Ihnen heute mein Patentrezept für absolute Sicherheit vorstellen darf.


    Gemurmel, ungläubige Zwischenrufe


    Gut, ja, über Nacht funktioniert auch meine Methode nicht. Aber langfristig ist es die einzige. Was Astor beherzigen muss, was es leben muss in Zukunft, ist ganz einfach. Das Motto heisst: Mind your own business! Kümmere Dich um Deinen Kram, schau, dass Du Deinen eigenen Laden in Ordnung hältst, versuch nicht, die gute Stube Deiner Nachbarn aufzuräumen, sag anderen nicht, was sie zu tun haben. – Und jetzt höre ich sie schon, meine Kritiker, wie sie mir vorwerfen, ich wolle ein schwaches, inaktives, international bedeutungsloses Astor, und das ist natürlich auch absolut der Fall…


    Aufgeregte Gespräche im Publikum, vereinzelte Pfiffe


    … ja, das ist der Fall, aber nur in den Augen der Leute, die Hyperaktivismus mit sinnvollem Engagement verwechseln. Astor, ladies and gents, ist dann stark, wenn es sich auf sich selbst konzentriert. Wir sind nicht allein auf der Welt, wir treiben Handel mit dem Ausland, führen Gespräche, haben einen diplomatischen Dienst. Aber that’s it, mehr brauchts nicht. Ich sage: Den grössten Einfluss zu Gunsten einer friedlichen Welt haben wir, wenn wir dieser Welt ganz einfach in aller Ruhe zeigen, wie wir das machen – und dass das verdammt gut klappt. Wir müssen nicht missionieren, wir müssen nur wir selbst sein.


    Zwischenapplaus, Bravo-Rufe


    Die Democrats haben „Astor first“ zu ihrem Wahlspruch auserkoren. Ja, ich weiss, die meisten von ihnen hören zum ersten Mal, dass die Democrats überhaupt kandidieren…


    Gelächter, Johlen


    … aber ich denke, „Astor first“ ist in Ordnung. Sehe ich genauso. Wenn es um das Abwägen von verschiedenen Interessen geht, so kommt für mich Astor auch an erster Stelle. Und gerade deshalb will ich unsere Sicherheit nicht aufs Spiel setzen, indem wir uns unnötig exponieren in internationalen Organisationen, mit Protestnoten, mit der Teilnahme an Tribunalen – mit allem, was uns nichts angeht und nur Scherereien bringt.


    Zurückhaltender Zwischenapplaus


    Ich sehe es in Ihren Augen, ladies and gents. Sie fragen sich: Will uns Kapinsky in die Isolation führen? Will er uns von der Welt abschotten? – Man kann jede Absicht positiv oder negativ umschreiben. In diesem Fall geht es nicht um Isolation, das richtige Wort ist: autark. Ich will ein autarkes Astor, das auch dann noch floriert, wenn um uns herum jemals alles in Schutt und Asche liegen sollte. This is a great country, fellows, weil wir es zu diesem gemacht haben. Lassen Sie nicht zu, dass überehrgeizige Politiker, die Business-Class-Flüge und üppige Staatsempfänge geniessen, in einen Aktivismus verfallen, der Astor scheinbar bedeutender macht, in Wahrheit aber nur unnötig exponiert.


    Zwischenapplaus wird lauter


    Was ich tun werde? I’m gonna tell you. Sobald ich Präsident bin, werde ich sämtliche aussenpolitischen und sicherheitspolitischen Engagements von Astor gründlich überprüfen. Wenn eine Sache Sinn macht, bin ich der letzte, der sich dagegen sträubt. Wenn ich zum gegenteiligen Schluss komme – well, nichts ist endgültig ausser dem Tod und der Steuererklärung...


    …Gelächter…


    … und deshalb kann man auch immer einen Schlusssstrich ziehen, wenn es sein muss. Unter alles. Die Präsidentin, fellow citizens, möchte uns alle gerne in die UVNO führen, weil sie Astor international in Erinnerung rufen möchte. Damit sollen Einwanderer gewonnen werden. Well, Madam President, ich will Ihnen eines sagen: Bürger gewinnt man nicht, indem man in überflüssige Organisationen reinsitzt, Bürger gewinnt man, indem man ein Land ganz einfach so stark macht, dass man es nicht übersehen kann!


    Tosender Applaus, Jubelrufe


    Ladies and gents, als Präsident werde ich dafür sorgen, dass keiner an Astor vorbeischauen kann. Weil wir ein leuchtendes Beispiel sein werden – ohne internationalistisches Brimborium, einfach so, wie wir sind. You've got the choice!


    Standing ovations, Kapinsky geht ab

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