Andrej Kapinsky tritt auf die Bühne, auf der dieser Tage die «El Conjunto Traditional Music»-Festtage abgehalten werden. Mehrere tausend seiner Unterstützer haben sich auf dem Platz davor für die Wahkampf-Abschlussrede eingefunden.
Ladies, gents, fellows! Finally at home!
Applaus, Bravo-Rufe
Das waren verrückte Tage. Vor mir Abend für Abend Menschen, in deren Augen ich grosse Erwartung an mich lesen konnte, im Rücken andere Leute, die die Messer wetzten…
Gelächter
… und das alles nur, weil da einer steht, der sagt: Ich mach das. Ich mach diesen Job. Wenn mich die Leute von Astor wollen, wenn sie es mir zutrauen, dann komme ich und packe diese Aufgabe an, eine Aufgabe, von der ich heute nur erahnen kann, wie gross sie in Wirklichkeit ist. Angst habe ich nicht davor, Angst lähmt, aber einen gehörigen Respekt vor dieser Herausforderung, die Ihr uns vielleicht ab morgen schenken werdet.
Aufmunternde Zurufe, Klatschen
Ich habe in diesen Tagen unzählige Male gesagt, was ich tun will, was ich tun werde. Ich habe gesagt, wofür ich stehe, was meine Ziele sind, wie ich Astor vorwärts bringen möchte. Nicht ein einziges Mal habe ich das gesagt, was irgendwelche Meinungsmacher von mir hören wollten, ich habe das gesagt, was ich glaube, denke, fühle. Ich kann nicht mehr tun als das, Leute! It’s all I’ve got!
«Go for it!»-Rufe, lautes Stampfen
Wenn wir den Prognostikern glauben, dann ist nun folgendes passiert. Die Menschen haben mir zugehört, sie glauben mir, sie vertrauen mir, viele teilen auch meine Ziele. Sie sind überzeugt, dass das Ticket Kapinsky/Sturgess ein sicherer Wert für die Zukunft ist, dass wir Astor gut tun werden. – Aber sie werden uns nicht wählen. Sie werden uns dennoch nicht wählen.
Aufgeregte Zwischenrufe
Sie werden uns nicht wählen, weil sie einer Tradition verhaftet sind. Weil man ihnen von Kindsbeinen an gesagt hat: You’re either Republican or Democrat. Weil sie glauben, die Welt bestehe aus Schwarz und Weiss. Weil sie sich gar nicht vorstellen können, dass dazwischen noch etwas liegt, ein dritter Weg, eine andere Lösung – eine unabhängige Lösung!
Die Menge skandiert «In-de-pen-dent!»
Well, right. Dafür stehen wir, Veronica Sturgess und ich. Für den dritten Weg. Den Weg der Unabhängigkeit. Es ist doch absurd: Kaum ein Wort nimmt Astor lieber für sich in Anspruch als die Unabhängigkeit, aber wenn einer mit diesem Siegel antritt, um dieses Land zu führen, dann kann man ihn nicht wählen? Dann nimmt man, was immer da sonst noch ist, einfach, weil es die richtige Etikette hat? Fellows, wählen wir einen Präsidenten oder eine Verpackung? Wählen wir ab morgen eine Partei oder eine Persönlichkeit?
«Kapinsky!»-- und «Sturgess!»-Rufe
Ich glaube daran, dass die Menschen in Astor mehr können als reflexartig ihre Stimme der Partei zu geben, von der sie vielleicht zwei Mal pro Jahr eine Broschüre ins Haus geschickt erhalten, weil sie irgendwann einmal beigetreten sind. Ich bin überzeugt, dass Ihr alle genau wisst, um was es ab morgen geht. Nämlich nicht darum, das abzunicken, was irgendwelche Parteizentralen hinter den Kulissen ausgehandelt haben. Es geht darum, Euer Schicksal zu bestimmen, Euer eigenes Schicksal!
Tosender Zwischenapplaus, aufmunternde Rufe
Well, ich habe getan, was ich konnte. Nun liegt es nicht mehr in meinen Händen. Ich habe nur eine einzige Bitte, und sie kommt aus der Tiefe meines Herzens: Go and vote. Gebt Eure Stimme ab. Zeigt Eure Wertschätzung gegenüber Eurer Heimat. Wählt so, wie Ihr es für richtig haltet, aber: Wählt. Thanks. Thanks to all. See ya!
Kapinsky winkt in die Menge, tosender Applaus, unzählige Hände recken sich gegen den Himmel, «Independent»- und «The change we need»-Banner werden in die Höhe gestreckt. Kapinsky taucht ein in die Menge, schüttelt Hände, spricht mit den Menschen. Nur allmählich leert sich der Platz.