Wahlkampf: Wirds jetzt schmutzig?

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 1.681 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von George W. Hayes.

  • Die NYT hat die Story seit Dezember verschleppt und sieht ihr journalistisches Prestige in Gefahr, weil die TNR über dieses Zögern wiederum einen Artikel veröffentlichen wollte.


    Übrigens nennt man die Berichterstattung über diese Angelegenheit "Journalismus". Dass er dem Betroffenen nicht gefällt - umso besser, dann muss die Times war richtig gemacht haben.

  • Zitat

    Original von Leo McGarry
    Dass er dem Betroffenen nicht gefällt - umso besser, dann muss die Times war richtig gemacht haben.


    Den Inhalt des Artikels mag ich ob seiner Richtigkeit nicht beurteilen (wobei nach meinem Wissensstand McCain und Iseman den Artikel in den wesentlichen Punkten zurückgewisen haben; was freilich auch alles andere als ein BEweis ihrer "Unschuld" ist), dieser Satz hätte aber auch von einem Redaktuer einer bekannten Boulevardzeitung kommen können.


    Denn nehmen wir mal an, die Times verbreitet mit dem Artikel Schwachsinn (nur mal theoretisch angenommen), dann würde es mich wohl doch tierisch aufregen, wenn damit meine politische Integrität in Frage gestellt wird, obwohl am Artikel nichts dran ist. Denn, wenn (!) dem so ist, dann ist das kein "Journalismus", dann ist das eher "Propaganda". Die Kausalität zwischen Artikel, Reaktion des Betroffenen und Richtigkeit des Artikels kann man so also wohl kaum ziehen.


    Wie vorher bereits gesagt - ich weiß nicht, ob da etwas dran ist. Ich warne nur davor, der Times aufgrund ihrer ohne wenn und aber vorhandenen journalistischen Reputation gutgläubig hinterherzurennen. Denn das die mittlerweile nicht mehr so hundertprozentig hinter ihrem "Code of Conduct" steht, hat die Nummer mit der ganzseitigen Anzeige von MoveOn nach meiner Meinung schon sehr deutlich gemacht.

  • Mich ärgert nur die Überschrift dieses Threads. Die Times behauptet ja nicht, McCain habe eine Affäre gehabt - sie erwähnt sogar, dass sie seit Dezember mehrmals mit dem Kandidaten sprechen wollte, der aber nicht bereit war, dazu Interviews zu geben.


    Ich finde den Artikel für einen in der NYT eigentlich recht gelungen, obwohl ich sie sonst nicht sonderlich schätze. Der einzige potentielle Schmutz wäre m.E. das hier:


    Mr. McCain, 71, and the lobbyist, Vicki Iseman, 40, both say they never had a romantic relationship. But to his advisers, even the appearance of a close bond with a lobbyist whose clients often had business before the Senate committee Mr. McCain led threatened the story of redemption and rectitude that defined his political identity.


    Aber: Beide Seiten genannt, keine Fakten in den Raum gestellt, sondern Meinungen wiedergegeben. Und weiter:


    John Weaver, a former top strategist and now an informal campaign adviser, said in an e-mail message that he arranged the meeting after “a discussion among the campaign leadership” about her.


    “Our political messaging during that time period centered around taking on the special interests and placing the nation’s interests before either personal or special interest,” Mr. Weaver continued. “Ms. Iseman’s involvement in the campaign, it was felt by us, could undermine that effort.”


    Mr. Weaver added that the brief conversation was only about “her conduct and what she allegedly had told people, which made its way back to us.” He declined to elaborate.


    It is not clear what effect the warnings had; the associates said their concerns receded in the heat of the campaign.


    Ms. Iseman acknowledged meeting with Mr. Weaver, but disputed his account.


    “I never discussed with him alleged things I had ‘told people,’ that had made their way ‘back to’ him,” she wrote in an e-mail message. She said she never received special treatment from Mr. McCain’s office.


    Mr. McCain said that the relationship was not romantic and that he never showed favoritism to Ms. Iseman or her clients. “I have never betrayed the public trust by doing anything like that,” he said. He made the statements in a call to Bill Keller, the executive editor of The New York Times, to complain about the paper’s inquiries.


    The senator declined repeated interview requests, beginning in December. He also would not comment about the assertions that he had been confronted about Ms. Iseman, Mr. Black said Wednesday.


    Mr. Davis and Mark Salter, Mr. McCain’s top strategists in both of his presidential campaigns, disputed accounts from the former associates and aides and said they did not discuss Ms. Iseman with the senator or colleagues.


    “I never had any good reason to think that the relationship was anything other than professional, a friendly professional relationship,” Mr. Salter said in an interview.


    He and Mr. Davis also said Mr. McCain had frequently denied requests from Ms. Iseman and the companies she represented. In 2006, Mr. McCain sought to break up cable subscription packages, which some of her clients opposed. And his proposals for satellite distribution of local television programs fell short of her clients’ hopes.


    Wo ist der Schmutz? Ein potentiell kritischer Bericht über McCain?

  • Es ist übrigens bewußt als Frage gestellt ;)


    Es zielt darauf ob die NYT oder auch andere Zeitungen nun langsam mit dem Wahlkampf beginnen (oder besser - damit beginnen den Wahlkampf anzuheizen). Der Artikel der NYT war nur ein Beispiel über das ich gestolpert bin....und ehrlich gesagt habe ich mir auch nicht den kompletten Bericht durchgelesen.

  • Zitat

    Original von George W. Hayes
    Achso, dass war für mich nicht ohne weiteres erkenntlich. Mag allerdings auch daran liegen, dass mein Tag schon wieder ewig lang ist ;) ...


    Mag auch daran liegen, dass ich das nicht so richtig gesagt hatte. *G*


    Klappt übrigens mit dem Space (um mal eine PN zu sparen ;)).

  • Man fasst sich mal wieder an den Kopf: Da wird einem langjährigen Senator und wahrscheinlichem Präsidentschaftskandidaten indirekt vorgeworfen, bei politischen Entscheidungen von einer Lobbyistin auf unangemessene Weise beeinflusst worden zu sein - ein ernsthafter Vorwurf, dem nachgegangen werden muss, auch wenn ich nicht glaube, dass da wirklich etwas dran ist - und das ganze Land interessiert sich einzig und allein für die Frage: Hamse oder hamse nicht? Falls ja, ist das ein großer Skandal. Falls nein, war es halt "nur" ein einfacher Fall von Korruption.


    Die Obsession dieses Landes mit sexuellen Details ist mir nach wie vor unbegreiflich. Muss am ständigen Widerspruch zwischen prüder Erziehung und übererotisierter Medienbeschallung liegen, dass da einige Leute regelmäßig den Verstand verlieren.

    Harriet O'Connor
    I wish I was in the land of cotton, old times there are not forgotten...

    Einmal editiert, zuletzt von Harriet O'Connor ()

  • Zitat

    Original von Leo McGarry
    Die NYT hat die Story seit Dezember verschleppt und sieht ihr journalistisches Prestige in Gefahr, weil die TNR über dieses Zögern wiederum einen Artikel veröffentlichen wollte.


    Ach deshalb. Ich habe mich schon gefragt, wieso das ausgerechnet jetzt kommt. Die Nominierung ist ihm schließlich nicht mehr zu nehmen, und bis Herbst ist der Skandal längst verpufft.

  • Nachdem ich episch langen Artikel gestern abend zu seiner Gänze gelesen habe, komme ich zu einem ähnlichen Schluss wie Michael Gerson der in der Washington Post schreibt:


    "But at this point, it is the Times and not the candidate that should be mortified. If this is all the Times has -- sexual innuendo and anonymous sources -- it really is a scandal."


    Mag allerdings an meiner tiefen Verbundenheit zu John McCain liegen. ;)


    Interessant finde ich zu dem Thema auch die Theorie, die man im moment immer wieder aufschnappt, dass McCain die ganze Geschichte eher nutzen als schaden wird. Da die NYT in konservativen Kreisen für so ziemlich alles steht, was man dort ablehnt könnte dieser Artikel McCain, der gerade wegen seiner nähe zu den liberalen Medien vom rechten Flügel misstrauisch beäugt wird, mehr konservative Wähler zutreiben, als die Endorsements der Bush's es getan haben. Ist zumindest eine interessante Theorie.

  • Zitat

    Original von Leo McGarry
    Sicherlich muss man die Motive der Times hinterfragen. Dass aber kritisiert wird, dass es anonyme Quellen sind, grenzt an Lächerlichkeit - das machen auch die WaPo und andere Zeitungen in den Staaten so.


    Vermutlich nicht nur in den Staaten.


    Und doch bemängelte Howard Kurtz, seinerseits recht bekannt als Medienkritiker, auf CNN: "Wenn man einen kontroversen Artikel über einen Präsidentschaftsbewerber ohne Namen veröffentlicht, setzt man sich dieser Art von Kritik aus."


    Habe vorhin zufällig mit gleich zwei Freunden aus den USA gesprochen, beide eher pro-demokratisch, und habe sie recht spontan drauf angesprochen und die meinten, dass die Frage nach der Substanz im Artikel durchaus auch im liberalen Umfeld umgeht und die Beweislosigkeit des Artikels durchaus ein nicht optimales Licht auf die NYT wirft.


    Gut möglich, dass, wenn die NYT nicht nachlegt, die Zeitung den größeren Schaden davon trägt, als der Kandidat.


    edit: Auf der anderen Seite, erweisen sich die Gerüchte, denn mehr ist es ja noch nicht, als wahr, dann kann sich McCain die Präsidentschaft vollkommen zurecht an den Hut stecken.

  • Zitat

    Original von George W. Hayes
    edit: Auf der anderen Seite, erweisen sich die Gerüchte, denn mehr ist es ja noch nicht, als wahr, dann kann sich McCain die Präsidentschaft vollkommen zurecht an den Hut stecken.


    Nicht unbedingt. Er hat jetzt genug Zeit, Strategien dagegen zu entwickeln und die Sache abzubiegen. Zu einem späteren Zeitpunkt, etwa als "October surprise", wäre es weit gefährlicher geworden.


    Außerdem kann Clinton bzw. Obama immer noch ein viel schlimmerer Skandal treffen.

  • Der Spiegel, der ja mit der NYT enger verbunden ist, hat heute nen Artikel in seiner Online-Ausgabe:


    [URL=http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,537306,00.html]Wütende Leser zerpflücken "New York Times"[/URL]


    Dort heißt es u.a. ganz am Ende:


    Fest steht: Bei der Parteibasis hat ihm [McCain] die "NYT" nur geholfen. In einem Spendenaufruf stilisierte sich McCain gestern zum Opfer des "liberalen Establishments". Innerhalb von 24 Stunden sammelte er zwei Millionen Dollar.


    Ich hab es ja gesagt, das kann ihm am Ende mehr nutzen, als schaden.

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