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"Nun geht es an die schwierige Aufgabe, eine Administration der nationalen Einheit zu formen" - das waren die Worte des ehemaligen Gouverneurs von Astoria State und designierten Präsidenten der Vereinigten Staaten Leo McGarry am Abend seines hauchdünnen Wahlsieges.
Aus verlässlichen Quellen innerhalb der Republikanischen Partei hat Lynx News nun erfahren, dass Ex-Gouverneur McGarry mit dem "Formen" einer Regierung keineswegs nur das Einspielen ihrer Mitglieder als Team, und dessen Bewährung im politischen Alltag meint - sondern überhaupt erst die Zusammenstellung einer Regierung!
Noch am fünften Tag nach seinem Wahlsieg, und nur neun Tage vor seiner Amtseinführung als Nachfolger von Präsidentin Jefferson hat der demokratische Präsidentschaftsbewerber seine Administration, mit welcher er - Zitate aus seiner Rede am Wahlabend - "ein neues Zeitalter" und "eine Ära der Attraktivität und Aktivität für unser Astor herbeiführen" will, noch nicht komplett. Unklar bleibt, inwiefern ihm überhaupt bereits irgendwelche Zusagen zur Mitarbeit in seiner kommenden Administration vorliegen, und von wem diese stammen.
Belegt ist hingegen durch seriöse Quellen, an welche Türen Ex-Gouverneur McGarry in seiner verzweifelten und mit jedem Tag drängender werdenden Personalnot - Analysten sehen im gesamten DNC nicht eine einzige ministertaugliche Persönlichkeit mehr - mittlerweile zu klopfen gezwungen ist: so buhlt er sogar um die Mitarbeit der ehemaligen republikanischen Präsidenten Alricio Scriptatore und John Robert Waller, denen er noch im Wahlkampf ebenso wie Präsidentin Jefferson vorgeworfen hatte, Administrationen des Stillstandes geführt zu haben, und mit deren politischem Erbe er demontrativ brechen wollte.
Der designierte Präsident des selbsterklärten Neuanfangs muss seine alten Feindbilder und Schreckgespenster aus dem Wahlkampf um Mitarbeit anbetteln - der McGarryismus scheint schon am Ende zu sein, noch bevor dessen Schöpfer seinen Amtseid als Präsident leistet. Linda Berman kommentiert.
Die Kamera schwenkt vom Tisch des Anchorman nach vom Zuschauer aus gesehen rechts, wo die Kommentatorin steht:
O Schreck, ich habe die Wahl gewonnen! Rund sechzehn Monate nach dem ebenso knappen wie überraschenden Wahlsieg Tyler Evans' über Ulysses Simpson Finnegan wiederholt sich die Geschichte: Kasperletheater schlägt Kompetenz, mit Leo McGarry stolpert erneut ein demokratischer Himmelfahrtskandidat wider Willen und Erwartung ins Oval Office.
Nach einem sogenannten Wahlkampf, in dem er außer substanzloser Schelte für die erfolgreichen Administrationen Scriptatore, Waller, Madison und Jefferson, verbunden mit hohlen Phrasen von einem Aufbruch desen Ziel er selbst nicht kennt, nur noch einige außenpolitische Plattitüden zu bieten hatte die sich anhörten, wie aus dem Programm einer hilflosen Wischiwaschi-Partei in der Demokratischen Union gemopst, steht einer der schlechtesten und erfolglosesten Ex-Gouverneure aller Zeiten jetzt vor dem Nichts. Denn der Wahlkampf ist vorbei, und damit auch die Zeit des Schwingens inhaltsleerer Reden von Bächen voll Milch und Honig. Ab dem übernächsten Sonntag muss McGarry tun, was er erwiesenermaßen nicht kann: regieren.
Und mit wem bloß? Sein designierter Vizepräsident wurde seit Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen, zudem besteht Anlass zu der Befürchtung, dass dieses das erste öffentliche Amt ist welches er bekleiden wird. Das DNC ist ein Trümmerhaufen und hätte noch nicht einmal mehr die personellen Ressourcen, die Stadtverwaltung einer Kleinstadt zu stellen. New Alcantaras als unabhängig firmierender, populistisch-opportunistischer Gouverneur und Senator Jackson wird seine komfotable Position als Querulant, Blockierer und Selbstdarsteller wohl kaum aufgeben, um in einer Administration Marke Not & Elend unter McGarry zu dienen.
Seine einzige Hoffnung, um nicht als bitterste Enttäuschung und entsetzlichster Alptraum in die Geschichtsbücher einzugehen, sind die Veteranen der Grand Old Party - jene Männer und Frauen, deren Portraits er im Wahlkampf noch in den düstersten Farben zeichnete, und deren politisches Erbe er abschütteln und überwinden wollte. Jetzt sollen sie ihm ersetzen, was er alles nicht hat: Erfahrung, Kompetenz, Konzepte, Zuverlässigkeit, Führungsfähigkeit.
Ex-Gouverneur McGarry will es uns als charakterliche Heldentat verkaufen, diejenigen Leute an seinen Kabinettstisch zu holen, deren Lebenswerke er im Wahlkampf besudelt hat, um sich ins Weiße Haus zu pöbeln. Er trällert uns vor, dass sich die politischen Eliten nur ihm anschließen und unterordnen müssen, dann würde alles gut.
Die republikanische Prominenz täte gut daran, sich von diesen Sirenengesängen nicht beirren zu lassen. Ex-Gouverneur McGarry hat im Wahlkampf so getan als wollte er Präsident werden, jetzt wird er bald Präsident sein - und damit leben müssen. Er hat groß getönt wer nicht alles gescheitert sei und versagt habe, und was er nicht alles anders machen würde. Nun soll er es anders machen. Er soll es anders machen. Und nicht die Republikaner sollen ihre erfolgreiche Politik fortsetzen, auf die McGarry dann sein Etikett kleben kann.
Ohne die Unterstützung der Republikaner wird dieser Präsident keine vier Monate überleben können - das offenbart er uns nun schon bereits vor seiner Amtseinführung übernächsten Sonntag. Es besteht Anlass zur Hoffnung, dass es nicht für lange sein wird.
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