Es gibt 817 Antworten in diesem Thema, welches 54.954 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lyman Taft.
Der Chef de Rang kommt mit einer Frau im dunkelblauen Businesskleid auf Woodfields Tisch zu. In Höhe des Tisches nickt er Woodfield zu und zieht den Stuhl ihm gegenüber etwas vom Tisch zurück, um der Dame beim Setzen behilflich sein zu können. Noch stehend hält diese ihm die wagerecht gehaltene Rechte entgegen und sagt:
"Mister Woodfield? Victoria Woodbank."
Lorenzo steht selbstverständlich auf und gibt Victoria die Hand.
Schön Sie zu sehen Miss Woodbank. Ich hoffe Sie hatten einen schönen Flug? War alles zu Ihrer Zufriedenheit?
Ich möchte mich nochmals ausdrücklich dafür entschuldigen, dass ich nicht persönlich am Airport anwesend sein konnte.
Als CEO hat man wichtige Verpflichtungen.
Woodfield betont den letzten Satz eine kleine Spur zu sehr um nicht etwas arrogant zu wirken.
'Prolet!' dachte Victoria, während sie gleichzeitig ihr charmantestes Lächeln aufsetzte. Eigentlich hatte sie einen Handkuss erwartet.
"Danke der Nachfrage, Herr Woodfield. Der Flug war angenehm und der Service hervorragend."
Den Rest seiner Ausführungen ignorierte sie vorerst.
Woodfield lächelt und ist sichtlich über die hübsche Gesellschaft erfreut.
Das freut mich. Solange ich Astorian Airways führe werden wir keine Kompromisse in Fragen der Qualität machen.
Das gilt übrigens auch für die Auswahl der Restaurants - gerade wenn ich wunderschönen Damen zusammen bin.
"Da bin ich mir vollkommen sicher!" antwortete Victoria, immernoch mit dem gleichen Lächeln. Absolut nicht sicher war sie, was die Qualität der Stühle betraf. Nichtmal, das sie sich heute noch setzen würde. Wenn Woodfield weiter so damit beschäftigt war zu erzählen, wie wichtig er war, während sie sich hier die Beine in den Bauch stand, wäre sie am Ende des Abends zehn Zentimeter kürzer. Zwar standen die meisten erfolgreichen Männer auf große Frauen, aber die Agentur hatte ihr nicht besonders viel über Woodfield mitgeteilt. So hatte sie sich passend zum Kleid für flache fünf Zentimeter unter den Hacken entschieden.
Na, wie reagiert er? fragte sie sich und schickte einen Augenaufschlag direkt in seine Augen.
Woodfield starrt einen Moment auf die Beine seiner Begleitung. Es dauert etwas bis Lorenzo begreift, dass sich Victoria nicht setzt bevor er ihr den Stuhl anbietet.
Ach, wo bleiben meine Manieren.
Woodfield eilt um den Tisch und rückt den Stuhl zurecht.
Wissen Sie, wenn man zu viel mit den wichtigsten Persönlichkeiten Astors zusammensitzt, dann ist man leider viel zu oft unter Männern. Natürlich haben wir eine Präsidentin, aber sonst sind solche Treffen sehr testosteron-geladen. Wissen Sie was ich meine? Da kommen die Manieren leider oft zu kurz.
Woodfield lacht peinlich berührt.
"Dankeschön!"
Victoria schmunzelte.
"Nun, das kann ich sehr gut verstehen. Der Mensch wird durch seine Umwelt geprägt."
Victoria fragte sich, welche Umwelt wohl ihren Kunden geprägt hatte. Nun, sie würde es vermutlich früh genug erfahren.
Nachdem nun beide sich gegenüber sitzen erscheint auch ein Kellner um die Kerze auf dem Tisch anzuzünden.
Stimmt, da gebe ich Ihnen vollkommen Recht.
Um keine unangenehme Pause aufkommen zu lassen stellt Lorenzo eine, wie er hofft, unverfänglich Frage.
Geht Ihnen doch sicher ähnlich in Ihrem Job, oder? Ich meine diese ganzen Neureichen ... und immer Lächeln über drittklassig Witze und solche Dinge. Fällt es da nicht schwer aus dieser Rolle am Ende des Tages wieder herauszuschlüpfen?
Kellner! Einen Spiegel bitte!
"Nun, das wird bei Ihnen ja hoffentlich nicht notwendig sein. Und von allen anderen sollten wir uns den Abend nicht verderben lassen, oder?"
Außerdem fange ich am Ende des Tages erst richtig an, mein Lieber.
Lorenzo grinst als er den letzten Satz Victorias hört, fährt aber fort als wäre nichts gewesen.
Nein, nein - Sie haben vollkommen Recht. Den Abend lassen wir uns nicht verderben.
Sollen wir direkt einen Wein kommen lassen? Oder bevorzugen Sie Champagner?
Und essen war nicht? Wie sollte Victoria jetzt schon wissen, was für ein Wein zum Essen passen würde? Wahrscheinlich trank es sonst Bier. Was ja an sich nichts schlimmes war. Und in Fußballerkneipen üblich. War das die prägende Umwelt von Woodfield?
"Auch Wein wird von seiner Umwelt geprägt." sagte Sie mit einem Zwei-Sekunden-Augenaufschlag.
Also Champagner?
"Und auch einem guten Champagner ist es nicht gleich, wer ihn trinkt." Drei Sekunden.
Woosfield versucht sich einen Reim auf diese Sätze zu machen.
Also dann: Champagner!
Es dauert nich lange und der Kellner kommt mit einer dunklen Flasche und zwei Gläsern herbeigeeilt.Gekonnt öffnet Lorenzo die Flasche und reicht sie zurück an den Kellner, der daraufhin die Gläser füllt.
Auf einen bezaubernden Abend mit einer bezaubernden Frau.
sagt Woodfield als er sein Glas zum Anstoßen hebt.
Victoria greift ihr Glas ebenfalls und hebt es in Höhe von Woodfields Glas.
"Auf einen wunderschönen Abend!" sagte Victoria und schaute ihrem Gegenüber in die Augen.
Nun, sie würde sich Mühe geben, dass es zumindest für ihn einer würde. Für sich selbst sah sie schwarz. Hoffentlich war wenigstens das Essen gut. Ob es hier Pommes gab? Passend zur Fußballerkneipe ....
Lorenzo erwidert den Blick Victorias und stößt an.
Cheers!
Victoria antwortet mit einem leichten Kopfnicken.
Nimmt einen Schluck und wartet auf die Karte.
Wonach steht Ihnen denn der Sinn?
Ich hoffe die Austern sind heute wieder auf der Karte. Ein Gedicht sind die, sage ich Ihnen.
Austern? Nun gut, sie hatte schon schlimmeres geschluckt. Was manche Menschen nur an diesem Glibberzeug fanden. Wahrscheinlich die Legende, dass Austern bei Männern ... naja, sie hatte davon noch nichts gemerkt. Die Kunden waren mit genau so schnell leergeblasen wie ohne. Und sie selbst war ja keiner.
"Ich liebe Meeresfrüchte. Welche Austern werden hier denn angeboten?"
Lyman starrt auf die riesigen Möppies der Frau am Nachbartisch.
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