Handlung
Als Ryan die Bühen betritt, liegt die Aufmerksamkeit der Medien und der meisten Zuhörer auf einem Wortgefecht zwischen McGarry, Cunningham und zwei ferngesteuerten Templeton-Marionetten. Maßlos enttäuscht, dass es zuviel verlangt war, Ihr den Respekt des Zuhörens zu zollen, hält sie - ein wenig demotiviert - ihre Rede.
Lieber Bürgerinnen und Bürger New Alcantaras, liebe Genossinnen und Genossen, Alcanteras und Alcanteros,
ich bin froh, heute zu euch sprechen zu dürfen. Die meisten werden mich bereits als Abgeordnete der State Legislature kennen, allen andern möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin Ryan Clarke, vierzig Jahre alt, schreibe hauptberuflich Beziehungsratgeber und bin erst vor kurzem von einer Weltumseegelung heimgekommen. Nun möchte ich die Zukunft Astors mitgestalten und kandidiere daher für das House of Representatives. Als Abgeordenete im House möchte ich mich, wie schon in der State Legislature, für eine offene, liberale Gesellschaft der Toleranz einsetzen. Mir liegt sehr viel daran, dass Minderheiten integriert werden, das Schwächeren geholfen wird und dass die sozialen Sicherungssysteme nicht nur dir Reichen vorm Absturz schützen, sondern den Armen wieder die Chance auf Aufstieg geben. Ich möchte dazu beitragen, dass Astor wieder die Solidargemeinschaft wird, die es war, bevor es von Präsidenten wie Templeton, Cotton und O'Neill heruntergewirtschaftet wurde und ein republikanisch dominierter Congress das Machtmonopol der Reichen und Mächtigen dieses Landes verteidigt hat.
Erst vor wenigen Tagen haben wir in der State Legislature den Gay Marriage Act beschlossen. Zunächst möchte ich auch den nicht-Demokraten im hohen Haus zu danken, dieses zukunftsweisende Gesetz nicht behindert zu haben. Ich bin froh, dass der unabhängige Steve McQueen trotz seiner Herkunft aus einem konservativen Millieu - dem Milität - das Gesetz befürwortet und verteidigt hat. Auch danke ich den Republikanern, die normalerweise sozial-konservative Ansichten vertreten, dass ihr Abgeordneter Dogsborough sich bei der Abstimmung enthielt und das Gesetz in der Aussprache nicht blockieren wollte. Mit dem Gay Marriage Act ist New Alcantara Pioneer in der Emanzipation Homosexueller. Ich finde das bemerkenswert. Es war kein quietschbunter Partystaat wie Astoria State, der dieses Gesetz zuerst beschloss. Es war auch keine links-liberale Demokratenhochburg wie Freeland, sondern en bodenständiger Staat wie New Alcantara. Noch sind wir eine Insel im Meer der Intoleranz, doch ich hoffe, das wir als leuchtendes Beispiel vorangehen können, sodass uns die anderen Staaten bald folgen. Mit dem Gay Marriage Act ermöglichen wir es gleichgeschlechtlichen Partnern, Kinder zu adoptieren. Wir beenden die steuerrechtliche Diskriminierung. Wo andere bei Steuerreformen Erleichterungen für ihre Klientel beschlossen haben, haben wir Demokraten einer gesellschaftlich benachteiligten Gruppe zu diesem Recht verholfen. Besonders wichtig ist es auch, dass homosexuelle nun Gottes Seegen erhalten dürfen. Auch wenn sich einige ewiggestrige Prediger in Hudsonboro noch dagegen streuben, können Frank & Paul und Sarah & Jessica mit Gottes Seegen den Bund der Ehe eingehen. Dieses Gesetz ist ein Meilenstein im gesellschaftlichen Fortschritt Astors und der Anfang vom Ende des republikanischen Strukturkonservativismus.
Eine andere benachtteilige Gruppierung unserer Gesellschft, für die ich mich künftig stark machen möchte, ist die der Nerica-Astorianer. Menschen, die in Astor sind, weil sie den schrecklichen Zuständen zu Hause entflohen sind, oder weil ihre Vorfahren vor Jahren als Sklaven nach Astor verschleppt wurden. Es ist ein Unding, dass die Republikaner Politik für den weißen Mann machen, andere Ethnien jedoch ignorieren. Das Ausscheiden zweier großer nerica-astorianischer Republikaner aus der Partei ist nur ein Indiz für die Intolleranz, die bei den Republikanern herrscht. Wir Demokraten möchten das nicht. Wir wollen, dass Astor eine bunte Gesellschaft ist, in der weder Herkunft noch Rasse über den Lebensweg entscheiden. Als Representative - so ich gewählt werde - werde ich mich tagtäglich dafür stark machen, dass die Regierung Schulen in vorwiegend nerica-astorianischen Stadtteilen saniert, mehr Lehrer in diese Schulen schickt, in den Gethos der Großstädte Sozialprogramme startet und vor allem den Kindern Perspektiven schafft. Bei den Republikanern ist davon nichts zu sehen. Der Secretary of the Incom... Interior hat gerade für viel Geld Kugelschreiber und Buttons mit dem Slogan "Bringing party back to politics" bedrucken lassen. Ich finde das geschmacklos. Abgesehen davon, dass das Geld für diese Kampagne an anderer Stelle besser angelegt wäre: Was soll das? Will der SotI die republikanische Tradition, Parteibücher wichtiger zu nehmen als Kompetenz, wieder aufwärmen? Oder will er gar ab sofort nur noch Partys feiern? Eins sage ich Ihnen, Quinn: Die Katerstimmung nach der Party herrscht bei den Republikanern bereits seit Templetons Amtsantritt.
Diese Partei stellt Eigeninteresse und Klientelpolitik vor die wirklich wichtigen Themen: Die Anliegen der Menschen. Und solange nicht alle sozialen Gruppen integriert sind, und nicht jedes Kind etwas zu essen hat, darf es in diesem Land weder Partypolitiker, noch Parteigemauschel, noch Steuererlechterungen für Republikanerwähler geben. Dafür sind unsere Probleme einfach zu groß.
Daher, meine Damen und Herren, ist es unbedingt notwendig, dass Sie verhindern, dass die Republikaner im House eine Mehrheit erlangen. Endlich tritt die erzkonservative Libertarian Party nicht mehr an. Jett müssen Demokraten auch den Republikanern ihre Politik der Intoleranz unterbinden. Deswegen gilt: Erststimme Clarke, Zweitstimme Demokraten! Selbstverständlich hoffe ich, dass wir Charlotte McGarry, unsere gloreiche Ex-Präsidentin, bald im Senat sehen. Die Chancen stehen gut.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
