Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 393 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Charlotte McGarry.

  • Darauf wollte ich, als ich von dem Ergebnis hörte, hier auch hinweisen ;)


    Wäre nicht Mitt Romney gewesen, ich wäre wahrscheinlich davon ausgegangen, dass es in Massachusetts gar keine Republikaner gibt :D


    Das sie jetzt ausgerechnet dort außer der Reihe einen Senatssitz aufsammeln - tja, das bietet reichlich Stoff für Deutungen und Diskussionen. Weniger über Obama, seine Gesundheitsreform, enttäuschte Erwartungen usw., als über zukünftige Perspektiven der Republikaner - Scott Brown ist mit seinen Ansichten sicherlich niemand, der im Süden auch nur eine Vorwahl seiner Partei um die Kandidatur für was auch immer überleben würde, aber er kann, wie man sieht, eine demokratische Kandidatin im tiefblauen Massachusetts schlagen...

    Sienna Athena Jefferson (D)
    Governor of Hybertina
    Speaker of the U. S. House of Representatives


    Nicht betrunken zu sein ist manchmal verantwortungslos. (Dionysche Volksweisheit)

  • Zitat

    Original von Sienna Jefferson
    Das sie jetzt ausgerechnet dort außer der Reihe einen Senatssitz aufsammeln - tja, das bietet reichlich Stoff für Deutungen und Diskussionen. Weniger über Obama, seine Gesundheitsreform, enttäuschte Erwartungen usw., als über zukünftige Perspektiven der Republikaner - Scott Brown ist mit seinen Ansichten sicherlich niemand, der im Süden auch nur eine Vorwahl seiner Partei um die Kandidatur für was auch immer überleben würde, aber er kann, wie man sieht, eine demokratische Kandidatin im tiefblauen Massachusetts schlagen...


    Eine mittelmäßige Kandidatin mit einer schllechten Kampagne, wohlgemerkt. Zum Vergleich: Coakley hat seit ihrer Primary 19 öffentliche Auftritte absolviert, Scott Brown hingegen 66. Nachdem sie - in der letzten Woche vor der Wahl - endlich angefangen hatte, Wahlkampf zu führen, haben sich ihre Umfrageergebnisse verbessert, aber es war schon zu spät, um den Wahlausgang zu beeinflussen.


    Ihr bester Wahlbezirk war übrigens Cambridge im Norden Bostons, wo ich nächste Woche hinfliege und Harvard und das MIT ihren Sitz haben: Dort hat sie 84 Prozent der Stimmen geholt. Vergleichbares gibt's in Deutschland gar nicht.

    [color=#333333][align=center][font='Times New Roman']XXII. PRESIDENT of the UNITED STATES
    · · ·
    Former GOVERNOR and SENATOR of the FREE STATE of NEW ALCANTARA

  • Zitat

    Original von Charlotte McGarry
    Eine mittelmäßige Kandidatin mit einer schllechten Kampagne, wohlgemerkt. Zum Vergleich: Coakley hat seit ihrer Primary 19 öffentliche Auftritte absolviert, Scott Brown hingegen 66. Nachdem sie - in der letzten Woche vor der Wahl - endlich angefangen hatte, Wahlkampf zu führen, haben sich ihre Umfrageergebnisse verbessert, aber es war schon zu spät, um den Wahlausgang zu beeinflussen.


    Ich denke, wir wissen beide, dass es gewisse Gegenden in den USA gibt, in denen jeweils eine der beiden Parteien im Prinzip auch einen in ihrer Farbe angemalten Besenstil ins Rennen schicken könnte, und dann eben nur 55% bekäme statt 65% mit einem menschlichen Kandidaten ;)


    Und zumindest bei Kongresswahlen war Massachusetts in den letzten Dekaden so ein Staat für die Demokraten. Jetzt kommt ausgerechnet ein Republikaner - zur Erinnerung, das ist die Partei, die es in der jüngsten Vergangenheit geschafft hat, so ziemlich ihre gesamte Klientel mit Ausnahme der christlichen Rechten zu vergrätzen und deren letzter Präsidentschaftskandidat nicht wusste, was ein Blackberry ist und wie man ihn bedient - daher und schnappt sich erstmals seit den frühen 1970-er Jahren wieder einen Senatssitz in Massachusetts, dessen einziges republikanisches von insgesamt zwölf Kongressmitgliedern er wird.


    Das muss natürlich gar nichts zu sagen haben, vor allem will ich hier bestimmt nicht den Auftakt zu einer neuerlichen "Republican Revolution" herbeireden. Aber: "Seine Gegenkandidatin hat einen miesen Wahlkampf gemacht", scheint mir auch nicht die überzeugendste Analyse zu sein ;)

    Sienna Athena Jefferson (D)
    Governor of Hybertina
    Speaker of the U. S. House of Representatives


    Nicht betrunken zu sein ist manchmal verantwortungslos. (Dionysche Volksweisheit)

  • Zitat

    Original von Sienna Jefferson
    Ich denke, wir wissen beide, dass es gewisse Gegenden in den USA gibt, in denen jeweils eine der beiden Parteien im Prinzip auch einen in ihrer Farbe angemalten Besenstil ins Rennen schicken könnte, und dann eben nur 55% bekäme statt 65% mit einem menschlichen Kandidaten ;) [...] "Seine Gegenkandidatin hat einen miesen Wahlkampf gemacht", scheint mir auch nicht die überzeugendste Analyse zu sein ;)


    Ich will das gar nicht schönreden, aber Martha Coakley war wenig mehr als ein Besenstiel - wohingegen Scott Brown ein hervorragender, sympathischer, nackter ;) Kandidat war.


    Es gibt die Theorie, health-care reform (HCR) habe den Wahlkampf in Massachusetts dominiert. Das ist inhaltlich aber nicht belegtbar (leider gibt es keine exit polls, sonst wüssten wir mehr). Faktor 1 scheint mir zu sein, dass der HCR-Prozess selbst für die amerikanische Gesetzgebung chaotisch und verworren gewesen ist. Ein demokratischer Kommentator bemerkte ganz passend, dass HCR bereits implementiert wäre, wenn die Demokraten auch nur eine ihrer selbstgesetzten Deadlines erfüllt hätten. Diese Form von Gesetzgebung und der öffentliche Streit haben dazu geführt, dass HCR zwar inhaltlich von den Amerikanern - auch in Massachusetts - begrüßt wird. Sobald die Inhalte aber mit dem Rahmen verknüpft werden, dreht sich das Bild.


    Faktor 2 scheint mir zu sein, dass die Demokraten im Kongress ein Problem sind. Obamas Beliebtheitswerte sind relativ konstant und seit dem Jahreswechsel sogar leicht gestiegen. Seine Partei im Kongress hat aber Werte, die selbst die von Präsident Bush unterbieten. Die Unfähigkeit des demokratischen Kongresses, Jobsjobsjobs zum definierenden Thema ihrer Agenda zu machen (und sich stattdessen in Kämpfe um HCR und Klimaschutz zu verbeißen), hat Scott Brown


    Das zusammenfassend führt mich zu Faktor 3: Die Demokraten mögen Massachusetts zwar beherrschen, sie sind aber keineswegs sonderlich populär. Senator Kerry wird respektiert, aber nicht geliebt. Governor Patrick hat Zustimmungswerte von um die 30 Prozent, wenn ich mich recht erinnere. Zum Zustand der Kongressdemokraten habe ich schon Stellung genommen. In Verbindung mit einer arroganten, wahlkampfunfähigen Kandidatin und einer überforderten Kampagne konnte Scott Brown sich den Spielraum erobern, den er brauchte, um sich als die Alternative darzustellen.


    Das wiederum scheint mir das eigentlich interessante zu sein: Genau ein Jahr nach Obamas Amtsantritt werden die Demokraten als das Establishment wahrgenommen, während die Republikaner (unbegründet) als die Partei des Change dastehen.


    (Obama - und seiner Partei - geht es ein bisschen wie der SPD: Sie werden für eine alternativlose und aus Expertensicht richtige Politik bestraft, weil diese Politik unpopulär ist. Der Klimawandel wartet nicht auf das Ende der Wirtschaftskrise, das Wachstum der nicht Krankenversicherten schert sich inzwischen wenig um die Arbeitslosigkeit. Und auch in den Fragen Stimulus, Bailout-Fortsetzung und GM-Übernahme hatte er eigentlich keine Wahl.)

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    Former GOVERNOR and SENATOR of the FREE STATE of NEW ALCANTARA

  • Ein Nachtrag noch dazu, wie wenig die Republikaner (übrigens im Gegensatz zu den Demokraten, die Obama und Biden einflogen) wollten, dass die Wahl "nationalisiert" wird:


    For weeks, NRSC Chairman John Cornyn (Texas) had urged GOP leaders, both in Washington and nationally, to stay quiet about the race. “Nationalizing” the Brown-Coakley battle as a battle between the two parties would have backfired on Brown, Cornyn believed. The focus had to stay on the Brown-Coakley matchup. “Staying below the radar” was paramount to their plans, the Texas Republican said. [...] Other high-profile Republicans who would have attracted media attention and caused a political problem for Brown – such as Mitt Romney and Sarah Palin - also refrained from talking about the Massachusetts’ race, much to the relief of GOP strategists.

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